I WANNA GO HOME - JULIE HAYWARD

STIFT OSSIACH, 2011




Die Präsentation von Skulptur und Objektkunst bildet seit 2008 in den Sommermonaten im Dialog zum musikalischen Programm der Carinthischen Musikakademie einen wichtigen kulturellen Schwerpunkt in Stift Ossiach. Nach der erfolgreichen Ausstellung  , die 2010 um die 9.300 BesucherInnen begeisterte, präsentieren die Kuratorinnen Silvie Aigner und Ulli Sturm 2011 mit Julie Hayward eine international agierende Künstlerin aus Österreich.Julie Hayward wurde 1968 in Salzburg geboren und studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Die Künstlerin arbeitet mit Kunststoffen, Metall und weichen Materialien wie Textil und Schaumstoff. Sie spielt dabei bewusst mit der unterschiedlichen Wahrnehmung und Haptik ihrer Oberflächen. Haywards Installationen umfassen die Medien Fotografie, Skulptur und Zeichnung und verbinden diese zu „ungewöhnlichen, philosophisch orientierten, technoid-surrealen Statements“ (Peter Baum). Ihre Objekte mit ihrer charakteristischen Farbgebung und den präzise ausgeführten Oberflächen haben in den letzten Jahren den Begriff der zeitgenössischen Skulptur in Österreich wesentlich mitgestaltet. Die zum Teil frei schwebenden Objekte schreiben sich dabei mit Leichtigkeit in den Raum ein und wirken wie kosmonautische oder utopische Gebilde.

In der Ausstellung in Stift Ossiach mit dem Titel „I wanna go home“ greift Julie Hayward verschiedene Aspekte des „Heimkommens“ auf und verbindet bestehende Werkgruppen mit neuen, für die Räume des Stiftes entwickelten Arbeiten. Fragen nach der Heimat, dem Zuhause sind immer wiederkehrende Themen im Werk der Künstlerin. Diese implizieren jedoch auch die Sehnsüchte, Ideale, sozialen Kodierungen und die Illusionen, die damit verbunden sind. Julie Haywards Skulpturen transportieren eine futuristisch-surreale Anmutung und öffnen Projektionsflächen für eigene Interpretationen und Assoziationen und haben zugleich etwas vertraut Körperhaftes. Die biomorphen Skulpturen breiten sich im Raum aus. Diese Verbindung von technoiden wie organischen Formen bezeichnete der Kulturpublizist Andreas Höll als „ebenso reizvoll wie irritierend.“

Es ließe sich auch sagen: Julie Hayward bringt zwei Sprachen zusammen, die sich in unserer Zivilisation in einem (ungerechtfertigten) Ungleichgewicht befinden: die rationalistische Logik (als das dominante, weil allgemein erlernbare System zur „Beschreibung“ von Welt) und die (nicht determinierte) Logik des poetischen, kreativen, emotionalen Denkens. (Lucas Gehrmann, Ausstellungsfolder „Aequilibration II“ Projektraum Viktor Bucher, Wien 2009)

Es gibt nicht viele junge Künstlerinnen und Künstler, deren Œuvres guten Gewissens als eigenständig bezeichnet werden könnten. Eine österreichische Künstlerin, auf die Prädikate wie „eigenständig“ und „nachhaltig“ im Sinne adäquater Materialnutzung und inspirierter, originärer formaler Umsetzung zutreffen, ist die in Wien als Plastikerin, Zeichnerin aber auch mit dem Medium Fotografie arbeitende Julie Hayward.(Peter Baum, Katalog Museum Liaunig, Neuhaus/Suha, 2008)