MUSEUM DES NÖTSCHER KREISES

BEGEGNUNGEN
Künstlerische Dialoge
im Museum des Nötscher Kreises

2. Mai bis 31. Oktober 2010
Eröffnung: 2. Mai 11.00

Das Museum der kleinen Gemeinde am Beginn des Gailtals ist ein einzigartiges Kleinod in der österreichischen Museumslandschaft. Die Bäckerei im Erdgeschoß des eindrucksvollen Hauses mit den beiden charakteristischen Ecktürmen sowie das Museum im ersten Stock mit seinen lichtdurchfluteten Räumen bieten ebenso wie die ambitionierte Vermittlung eine besondere Atmosphäre für die BesucherInnen.

Im Mittelpunkt der aktuellen Jahresausstellung des Museums stehen die Künstlerfreundschaften der Nötscher Maler Anton Kolig, Franz Wiegele, Sebastian Isepp und Anton Mahringer. Damit setzt das Museum seine Ausstellungsreihe fort, die im Vorjahr mit der Präsentation Anton Kolig /Gerhart Frankl in Kooperation mit dem Gerhart Frankl Memorial Trust in London begonnen hat und erweitert ihn um alle vier Maler des Nötscher Kreises.

Um 1909 traten Sebastian Isepp, Anton Kolig und Franz Wiegele erstmals in Wien mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit. Franz Wiegele studierte bereits an der Wiener Akademie und knüpfte erste Kontakte zur Neukunstgruppe um Egon Schiele, die sich im Herbst 1909 formierte und lernte ebendort auch den Salzburger Künstler Anton Faistauer kennen. Dieser notierte seinerseits seine Begegnung mit Anton Kolig und Franz Wiegele sowie mit Oskar Kokoschka an der Akademie in einen Brief aus Montreux an einen seinen Sammler. 1909 stellten Franz Wiegele, Sebastian Isepp und Anton Faistauer erstmals gemeinsam mit der Neukunstgruppe im Kunstsalon Pisko am Schwarzenbergplatz aus, wofür Anton Faistauer das Plakat gestaltete. 1911 waren sowohl Anton Kolig, Sebastian Isepp und Franz Wiegele in der Sonderausstellung des Hagenbundes in der Wiener Zedlitzhalle vertreten, wo auch Oskar Kokoschka beteiligt war. 1912 folgte eine gemeinsame Ausstellung der Neukunstgruppe in Budapest. Mit Anton Faistauer sollten sowohl Anton Kolig wie Franz Wiegele weiterhin in engen Kontakt bleiben. Sonst pflegten die Künstler jedoch auch unterschiedliche Künstlerfreundschaften. So kam es zu einem regen Briefaustausch zwischen Anton Kolig und Egon Schiele. Die beiden Künstler die sich durch Wiegele und Isepp in der Neukunstgruppe kennengelernt hatten, dürften sich zunehmend näher gekommen sein, da sie in ihrer Korrespondenz ins vertraulichere Du wechselten. Der Briefverkehr wie auch die darin formulierten Ausstellungsvorhaben, endeten abrupt durch den Tod Schieles 1918. Eine besondere Integrationsfigur sowohl für österreichische Künstler war der Architekt Clemens Holzmeister. Auch Anton Kolig erhielt durch Clemens Holzmeister unter anderen die Aufträge für zwei großformatige Gemälde in dem von ihm errichteten Wiener Krematorium am Zentralfriedhof sowie für Wandteppiche im Salzburger Festspielhaus. Dazu zeigt das Museum Arbeiten aus Privatbesitz. Franz Wiegele lebte von 1917 bis 1925 in der Schweiz und war dort im Kreis des Komponisten Othmar Schoeck und Hermann Hesse etabliert und traf auch mit Hugo von Hofmannsthal zusammen, den er bereits in Wien kennenlernte. Doch hielt er auch weiterhin Kontakt mit Anton Faistauer, der ihn um 1924 auch in Nötsch besuchte. Auch aus dieser Zeit werden Werke im Museum präsentiert. Auch Sebastian Isepp traf zunächst in Wien öfters im Kreis von Hugo von Hofmannsthal auf und begleitete die Familie auf mehreren Reisen durch Italien. Isepp, der ab 1921 bis zu seiner Emigration in Wien lebte gehörte in der Zwischenkriegszeit zur intellektuellen Szene Wiens. 1924 reiste Isepp mit dem Architekten Adolf Loos und Oskar Kokoschka nach Paris. 1938 emigrierte er nach London und traf auch dort wieder mit Oskar Kokoschka zusammen. Wie Isepps Sohn Martin 1977 an Ernst K. Newole schrieb, dauerte die „intime Freundschaft“ mit Kokoschka bis zum Tod Sebastian Isepps.  Diese Verbindung wird u.a. durch Zeichnungen und Aquarelle  Oskar Kokoschkas sowie durch Ölgemälde von Sebastian Isepps präsentiert.

Anhand von ausgewählten Arbeiten aus öffentlichen und privaten Sammlungen wird ein Einblick in diese auch durch zahlreiche Briefe dokumentierten Künstler-Begegnungen gezeigt und damit auch ein Stück der österreichische Kulturgeschichte wieder ins Zentrum gerückt. Als Besonderheit präsentiert das Museum mit Anton Koligs Ölbild „Begrüßung“ von 1936 (WVK 253)  eine kürzlich erhalten Dauerleihgabe aus Privatbesitz.

Ausstellungsinformation:
Eröffnung: 2. Mai 11.00
Ausstellungsdauer: bis 31. Oktober
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag u. an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr Schulklassen und Gruppen auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung
Eintritt: Euro 4,–; Gruppentarif ab 10 Personen: Euro 3,–


Rahmenprogramm:
Workshops für Schüler und Jugendliche Führung jeden Sonntag um 15 Uhr Geführter Kulturspaziergang auf den Spuren der Nötscher Maler jeden Donnerstag um 15 Uhr (Treffpunkt Museum)
07. 05. 2010, 18 Uhr Führung für unterstützende Mitglieder des Museums
09. 05. 2010, 15 Uhr Muttertagsführung: jede Mutter erhält eine kleine Überraschung
21. 05. 2010, 18 Uhr „Begegnungen“ Vortrag von Mag. Silvie Aigner
24. 09. 2010, 18 Uhr „Anton Koligs Vision vom Welttheater“ Vortrag von
                                 Mag. Sigrid Diewald
26. 09. 2010, 14 Uhr Tag des Denkmals: Gratisführung
02. 10. 2010, 10 bis 18 Uhr Gratisführungen zum Polentafest
02. und 03.10. 2010, 18 bis 1 Uhr Lange Nacht der Museen
30. 10. 2010, 17 Uhr „Längst lebe ich vergessen im Gedicht“ Zur Bücherverbrennung 1938. Literarisch-musikalischer Abend mit Claudia Rosenwirth-Fendre, Sandra Sovdat, Gunther Spath und Peter Clar

Information: Tel. +43 (0)4256 36 64 office@noetscherkreis.at  · www.noetscherkreis.at 
Kuratorin Silvie Aigner /wissenschaftliche Mitarbeit und Projektleitung: Birgit Kassl
Kontakt: 0699 10 18 85 86 . aigner@dispositiv.at 
Haus Wiegele, A 9611 Nötsch im Gailtal 39
Bilddatenbank: noetscherkreis.belvedere.at